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Station 8: Pfarrkirche Plaue

Die ursprünglich spätromanische Dorfkirche aus dem frühen 13. Jh. steht im Ort zentral auf einer Anhöhe. Von dem Kernbau sind noch Umfassungsmauern, Schmuckfriese und vermauerte Rundbögen erhalten.
 
Um 1400 wurde das Innere der Kirche mit Wandmalereien geschmückt, die bei Restaurierungsarbeiten 1983-1987 wiederentdeckt wurden. Die Decken- und Wandmalereien entstanden zu unterschiedlichen Zeiten.: die älteren Fresken an der Westseite des Schiffes und der Südwand des Chores aus dem frühen 15.Jh., die jüngeren Deckenmalereien aus dem späten 16 Jh. Nach der Reformation wurde die Kirche unter dem Patronat von Saldern 1570 umgebaut. Der Bau wurde zu einer gotischen zweischiffigen, vierjochigen gewölbten Halle verändert, deren Kreuzrippengewölbe auf Pfeilern aufliegen und außen durch Strebepfeiler gestützt werden. Die besonders schön gegliederte Westwand wurde ebenfalls 1571 erneuert. Sowohl im Äußeren wie im Inneren sind die Spuren der gotischen Umwandlung unverkennbar. 1715 entstand an der Chornordseite ein Anbau mit Patronatsloge.
Ältere Anbauten sind aus Spätmittelalter und Barock nachgewiesen, neueren Datums ist die südlich angebaute Königsmarck-Gruft. Auch der freistehende Glockenturm ist erst 1844 nördlich der Kirche errichtet worden. Die verschiedenen Umbauphasen, sowie die sehr qualitätsvollen Ausstattungsstücke im Inneren (Epitaphien, Kanzel, Sandsteinreliefs etc.) spiegeln den vielfältigen Einfluss der bis ins 19.Jh.mehrfach wechselnden Stadt- und Patronatsherrschaft auf die Ausgestaltung der Kirche wider.

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Der Altar ist ein dreistufiger Säulenaufbau aus Holz mit korinthischen Säulen und Figuren von David und Moses, sowie Malereien von Abendmahl, Kreuzigung, Grablegung und Himmelfahrt. Er stammt, wie auch die Kanzel und das Epitaph an der Nordseite, aus dem Jahr 1616 und gehört zu den Stiftungen der Familie von Arnim. Im Eingangsbereich und dem Langhaus befinden sich die Sandsteingrabplatten, die in Halbreliefs der Patronatsherren Matthias von Saldern, Leonhard von Achim und Christoph von Görne zeigen.
Die Orgel wurde 1793 von Orgelbaumeister Wilhelm Grüneberg für die St. Johanniskirche in Brandenburg geschaffen. Nachdem diese Kirche durch Napoleons Truppen als Magazin requiriert worden war, gelangte die ausgelagerte Orgel 1814 durch Schenkung König Friedrich Wilhelms III. nach Plaue.

Eine Schenkung der Familie von Lauer-Münchhofen ist die Luther-Büste von Johann Gottfried Schadow von 1817, die vermutlich älteste figürliche Darstellung des Reformators. An der Südwand des Chors steht ein neugotisches Bronzedenkmal für den 1861 bei einem Duell getöteten Friedrich Wilhelm Hans von Königsmarck.  Im Altarraum  befinden sich auch Erinnerungsplatten an 1870/71 Gefallene des deutsch-französischen Krieges.

Fontanes Beschreibungen

Fontane hat sich in seinem Notizbuch mit den verschiedenen Bauphasen der Kirche befasst und verweist auf die Malereien:

Der alte Theil war mutmaßlich eine romanische Kapelle. So vielleicht 1270. Dann kam der Anbau der alles gotisch machte. So vielleicht 1370 oder auch 1470. Zuletzt erhielt die Kirche, um einen herrschaftlichen Chor herzustellen noch eine Verbreiterung, so ist an dieser Stelle die Wand verrückt und dem entsprechend auch das Dach. So vielleicht 1710.

Auf Seite 36 seines Notizbuches hatte er sich mit den Malereien der Kirche befasst:

Die Malereien sind über dem Theil der Kirche, der den Altar enthält. Ich halte diesen Theil für den älteren, von vermuthlich 1470 (die 70 ist an dem einen Pfeiler zu lesen, der andre nicht). Der Theil, der jetzt in der Mitte mit 3 Pfeilern umgebaut wurde, der Anbau von 1710 ist irrelevant und kommt gar nicht in Betracht. Die Kirche. Das Kirchenschiff, wo Johann im Hock saß, ist noch da. Die Wände sind übertüncht, und die Gewölbe sind später, kriecht man aber durch das Loch auf den Kirchenboden und leuchtet umher, so sieht man noch die Malereien aus der romanischen Zeit der Kirche her, die damals auf ihn herabsahen. Vielleicht das Echteste und Erhaltenste noch aus jener Zeit.

Das Loch in der Decke ist noch vorhanden und auch die romanischen Malereien finden sich auf dem Dachboden.